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Nachhaltigkeit ist Pflicht – Digitalisierung ein entscheidender Hebel

Bedarfsorientierte IT-Nutzung kann laut einer aktuellen IW-Studie allein in Deutschland dazu beitragen, weitere Ressourcen bis zu einem Wert von 10 Milliarden Euro einzusparen. Anders gesagt: In einer Zeit der Weichenstellung machen nachhaltige Alternativen mit Blick auf Kosten und Zukunftsfähigkeit Sinn.

Wer mit nachhaltigen IT-Lösungen auf ressourcenschonende Alternativen setzt, leistet nicht nur einen immer dringenderen Beitrag für die Umwelt. Auch im Wettbewerb wird Verantwortung für Mensch und Natur mehr und mehr zum Faktor. Zu diesem Fazit kamen namhafte Expert:innen aus ganz Europa beim digitalen #CHGsummit2021. Für Unternehmen bedeute das: zusätzliche Herausforderungen, vor allem aber auch große Chancen.

Drei Botschaften zogen sich als roter Faden durch die Veranstaltung:

  • Ein echter Wandel ist alternativlos und kann verwirklicht werden, wenn alle Verantwortung übernehmen.
  • Nachhaltigkeitsziele sind nur mit einem substanziellen Beitrag der Wirtschaft zu erreichen. Dabei sind die Potentiale noch lange nicht ausgeschöpft.
  • Im digitalen Zeitalter kommen der Planung und Umsetzung von IT-Projekten und IT-Infrastruktur eine zentrale Bedeutung zu. Hier lassen sich ökologische und ökonomische Unterschiede ganz wesentlich festmachen.

 

Potenziale bei weitem nicht ausgeschöpft

Dr. Adriana Neligan vom Institut der deutschen Wirtschaft brach eine Lanze für die aus ihrer Sicht zwingend notwendige Veränderung bisheriger Produktions- und Konsummuster. „Wir müssen von der Wegwerfkultur hin zu einem Weg, der weniger Ressourcen verbraucht, diese mehrfach verwendet oder durch klimafreundliche Alternativen ersetzt.“ Für Adriana Neligan ergeben sich daraus zwei klare Aufträge: „Wir müssen die Produkte künftig länger im Einsatz behalten. Oder IT-Infrastruktur gar nicht erst kaufen, sondern beispielsweise mieten oder leasen, was andere Möglichkeiten für eine Zweitverwertung bietet.“

Nachhaltigkeit ist für sie der Schlüssel zu zukunfts- und widerstandsfähigen Geschäftsmodellen. Wer auf bedarfsorientierte IT setzt, spare wertvolle Ressourcen und bleibe wettbewerbsfähig. Tatsächlich seien die Einsparpotentiale keineswegs erschöpft. Jedes zweite deutsche Unternehmen glaubt laut einer Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums, dass es bei optimaler Anwendung der technischen Möglichkeiten noch Spielraum nach oben geben würde. „In der Industrie wäre eine weitere Reduzierung von acht Prozent des aktuellen Ressourceneinsatzes möglich. Das entspricht 10 Milliarden Euro – 1 Prozent der industriellen Wertschöpfung.“ Die Digitalisierung sei hier ein wichtiger Hebel, weil sie hohe Effizienz durch ständig aktuelle Daten ermögliche und die Produktion in Echtzeit optimal steuere.

Adriana Neligan verwies auch auf politische Vorgaben, die Unternehmen immer mehr in die Pflicht nehmen. So plant die EU beispielsweise, die Nachhaltigkeitsberichterstattung im Hinblick auf den Berichtskreis der Unternehmen deutlich zu erweitern und das Format zu vereinheitlichen. In Deutschland werden Sorgfaltspflichten durch das Lieferkettengesetz aktuell konkret angegangen. Nachhaltigkeit dürfe aber trotz allem kein Lippenbekenntnis bleiben. Sie muss in der Unternehmensstrategie fest verankert sein. „Nur so kann sie gelebter Teil der Unternehmenskultur werden“, so Dr. Neligan abschließend.

Dr. Adriana Neligan, Senior Economist im Bereich Umwelt, Energie, Infrastruktur, Institut der deutschen Wirtschaft (IW).
Dr. Adriana Neligan

“Rohstoffe sind ein erheblicher Kostenfaktor. Ressourceneffizienz – also das Verhältnis eines bestimmten Nutzens, Produktes oder einer Serviceleistung zum nötigen Ressourceneinsatz – ist ein wichtiges Thema in Unternehmen. Mithilfe der Digitalisierung lässt sich die Ressourceneffizienz nicht nur leichter messen, auch Einsparpotentiale können so besser erkannt und genutzt werden.“

Stimme aus der Praxis

Oliver Schorer, Mitglied des Vorstands und CIO bei CHG-MERIDIAN diskutierte beim #CHGsummit2021 gemeinsam mit Expert:innen und Kund:innen aus ganz Europa zu den Zukunftsthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Auch er sieht viel Bewegung am Markt:  „Wir beobachten nicht nur, dass sich immer mehr Unternehmen weltweit zu strengeren Umweltschutzstandards wie dem Carbon Footprint bekennen. Sie weiten ihren Blick dabei auch auf die gesamte Lieferkette aus und erwarten von ihren Partner:innen und Zuliefer:innen, diese Vorgaben überprüfbar einzuhalten. Auch wir bei CHG-MERIDIAN fordern das ein und werden gleichzeitig von unseren Kund:innen zu unserem Nachhaltigkeits-Engagement befragt.“

Für Schorer ist diese Entwicklung Aufgabe und Chance gleichermaßen: „Wir müssen die an uns gestellten Erwartungen erfüllen und gleichzeitig das Thema der nachhaltigen IT als wichtigen ‚business enabler‘ für uns betrachten. Jüngstes Beispiel ist unser Produkt carbonZER0, das es erstmals ermöglicht, Investitionen in IT-Equipment klimaneutral zu stellen. So übernehmen wir Verantwortung und unterstützen unsere internationalen Kund:innen, einen wesentlichen Schritt in Sachen Nachhaltigkeit nach vorne zu gehen. Für uns als CHG-MERIDIAN, die wir seit jeher den gesamten Lebenszyklus von IT-Geräten im Blick haben, sehe ich hier viele Nischen für zukunftsweisende Lösungen – im Sinne eines Handschlags zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit.“

Carbon Zero 
Elin Bergman, Sprecherin und COO des schwedischen Kreislaufwirtschaftsnetzwerks Cradlenet und eine der führenden Expert:innen für Circular Economy in Skandinavien.

Zusammenarbeit und Digitalisierung als Schlüssel

Ein Punkt, den Elin Bergman, eine der führenden Circular Economy-Expert:innen Skandinaviens, in ihrem Vortrag ebenfalls aufgriff. „Weniger schlecht zu sein als vorher reicht nicht. Wir brauchen grundlegende Änderungen und müssen tun und nicht nur reden“, forderte die Schwedin, die u.a. Sprecherin und COO des schwedischen Kreislaufwirtschaftsnetzwerks Cradlenet ist.

Elektronischer Abfall ist für sie „eine Ressource am falschen Platz. Nur knapp 20 Prozent werden recycelt. Dabei könnte alles wiederverwertet werden.“ Diese These untermauerte sie mit weiteren eindrucksvollen Fakten:

  • 50 bis 70 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen ließen sich durch Kreislaufprozesse vermeiden.
  • Der weltweite Elektroschrott hat einen Wert von 62,5 Milliarden Dollar. Das ist dreimal so viel wie der Wert aller Silberminen auf dieser Erde.
  • Durch konsequente Digitalisierung werden 30-mal mehr Ressourcen eingespart als benötigt.

 

Angesichts solcher Zahlen stellte Elin Bergman die Frage, „ob wir uns auf die richtigen Dinge fokussieren“. Es brauche noch viel an Bewusstseinsbildung und an Anreizen, die zu mehr nachhaltigen Entscheidungen in Unternehmen beitragen. Nur so könne es gelingen, „from greed based to need based economy“ zu kommen – von der Gier zum wirklichen Bedarf, fand sie kritische Worte in Richtung Wirtschaft: „Der Schlüssel dazu ist Zusammenarbeit und Digitalisierung.“

Nutzen statt Besitzen

Dr. David Greenfield berät Unternehmen und öffentliche Institutionen zu Themen wie Klimawandel, Ressourcenmanagement und Kreislaufwirtschaft. Für den Briten ist es essentiell, „Wert entlang des gesamten Lebenszyklus eines IT-Gerätes zu generieren. Erfolgreiche Projekte sind der beste Garant für Akzeptanz. Individuelle Konzepte ermöglichen den Unternehmen, mit dem Tempo der Digitalisierung mitzuzuhalten und gleichzeitig einen aktiven Beitrag zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zu leisten.

Nutzen statt besitzen spielt dabei eine wesentliche Rolle, auch weil die Kosten so überschaubar bleiben.“ Optimistisch stimmt ihn die Tatsache, dass Wettbewerbsfähigkeit immer schon stark vom Verhalten der Konsument:innen beeinflusst wurde. „Hier ist ein klarer Trend zu mehr Nachhaltigkeit erkennbar. Das könnte am Ende der stärkste Treiber der Veränderung sein.“

Dr. David Greenfield, Berater im Bereich Klimawandel, Ressourcenmanagement und Kreislaufwirtschaft.
Kévin Le Blévennec, Circular-Economy-Stratege und Experte für das Thema Ökodesign bei VITO, einer unabhängigen flämischen Forschungs- und Technologieorganisation.

Produktdesign bestimmt die Auswirkungen

Damit Konsument:innen diese Entwicklung aktiv beeinflussen können, müssen die Produkte, die sie nutzen, jedoch passgenau für ihre Nutzungsbedürfnisse entwickelt sein, führt Kévin Le Blévennec in der gemeinsamen Diskussion mit Greenfield an. Circular-Economy-Stratege Le Blévennec ist als Experte für das Thema Ökodesign bei der unabhängigen flämischen Forschungs- und Technologieorganisation VITO tätig.

Sein Standpunkt: Unternehmen haben mit dem Design ihrer Produkte einen entscheidenden Hebel in der Hand. Neben der Beschaffung nachhaltigerer Rohstoffe, die eine optimale Ressourcennutzung gewährleisten, können sie ihr Produkt so gestalten, dass es recycelt werden kann, und, was im Zusammenhang mit Werterhalt noch wichtiger ist, sicherstellen, dass es nach der Nutzung zerlegt und wiederaufbereitet werden kann. „Es gibt diese Zahl, die im Bereich des Ökodesigns weit verbreitet ist und die besagt, dass etwa 80 % der Umweltauswirkungen von Produkten bereits in der Designphase festgelegt werden. Wenn Unternehmen diese Potentiale erkennen und wirksam umsetzen, können sie ein neues Wertangebot schaffen und innovative neue Geschäftsmodelle auf die Bahn bringen“, so der Franzose.

Einhergehend mit den Schlussfolgerungen der anderen Expert:innen hebt Le Blévennec die Kernaussage einer aktuellen Studie hervor, an der er für die Europäische Umweltagentur mitgewirkt hat. "Der grüne und der digitale Wandel der Industrie in der EU werden heute als ein „doppelter Übergang“ bezeichnet. Dieser Übergang sollte unbedingt als eine gemeinsame Herausforderung betrachtet werden, um einen nachhaltigen und wettbewerbsfähigen industriellen Wandel zu ermöglichen".  

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